Wie sich mein Alltag in meinem Projekt nach den Ferien verändert hat

Die Eröffnungsfeier, die “Apertura” bei CANAT und damit auch der Startschuss für ein weiteres, erfolgreiches Jahr mit allen Teilnehmern, war am 22.März. Alle Kinder, die sich in einem der drei Programme von CANAT eingeschrieben hatten, und ihre Familien waren eingeladen. Damit es auch möglich wurde, dass die Familien aus den Außenvierteln von den Ludotecas zu Manitos Trabajando kommen konnten, wurden sie von uns mit Bussen abgeholt. Die Apertura war dann ein ziemlich offizieller Akt mit vielen Reden und Vorstellungen der, auch zum großen Teil, neuen Teams.
In den beiden Ludotecas wurde jeweils noch durch die “Pasacalles” der Beginn gefeiert, wo das ganze Team mit den Kindern am ersten offiziellen Ludoteca-Nachmittag durch die Straßen des Viertels geht und an jeder Ecke ein Lied singt oder ein Spiel spielt. Wir hatten Fahnen, Pfeifen, Trommeln und Luftballons dabei, um auf uns aufmerksam zu machen und der Gemeinde zu signalisieren, dass die Ludoteca nun anfängt. Uns allen und vor allem auch den Kindern hat es unglaublichen Spaß gemacht. Irgendwann hatten wir zusammen Rufe und Sprechgesänge gedichtet und gegrölt, deswegen glaube ich, dass uns keiner überhören und übersehen hätte können.
Im Folgenden gebe ich euch einen kleinen Überblick, was seit der Eröffnungsfeier passiert ist und wie sich mein Stundenplan verändert hat:
Programm „Manitos Jugando“: Die Ludotecas
In den Ludotecas arbeite ich weiterhin schwerpunktmäßig, jedoch bin ich in der kleinen Ludoteca in Ricardo Palma nur noch dienstags und nicht mehr donnerstags. Wie ich schon erwähnt habe, spricht das Programm „Manitos Jugando“ nun nur noch Kinder von 0-10 Jahren an und nicht mehr wie davor Kinder von 0-12. Das liegt zum einen daran, dass ab diesem Jahr der Schwerpunkt der Ludotecas mehr auf der Frühförderung der kleineren Kindern liegt, aber auch daran, dass es für die Kinder über 10 Jahren auch unser Programm „Manitos Trabajando“ gibt. In die große Ludoteca in Monica Zapata kommen aber weiterhin einige Kinder, die über 10 Jahre alt sind, weil sie die Jahre davor auch schon immer gerne teilgenommen haben und wegen verschiedenen Gründen (Situation im Haus, Stundenplan in der Schule etc.) nicht in „Manitos Trabajando“ teilnehmen können. Für diese Kinder, die schon seit vielen Jahren in die Ludoteca kommen, wurde nun der Versuch gestartet, sie als Unterstützer von uns Betreuern in den Gruppen der kleineren Kindern einzusetzen, was auch ihr Wunsch war und worauf sie viel Lust hatten. Das hat bis jetzt an den meisten Tagen auch sehr gut geklappt, da es aber trotzdem noch Kinder/Jugendliche sind, die auch manchmal noch aktiv in der Ludoteca teilnehmen wollen, ist der Plan nun, dass sie einen Tag in der Woche als Unterstützung in den Gruppen der Kleinkinder helfen und an den anderen Tag als gesonderte Gruppe mit ein bis zwei von uns Betreuern Projekte starten.
Ich bin seit dem Wiederbeginn der Ludoteca Betreuerin in der Gruppe von den 7-10-Jährigen. Am Anfang bin ich als einzige „neue“ Betreuerin in die Gruppe bekommen, aber ich habe die Kinder schnell kennengelernt und sie auch mich wertschätzen gelernt und die Arbeit mit ihnen macht mir unglaublich Spaß. In letzter Zeit haben wir das Thema „Fertigkeiten und Talente“ behandelt und mit ihnen das Jonglieren geübt. Am Ende des Monats wird es eine Aufführung geben, bei dem die Gruppe der 7-10-Jährigen aus Ricardo Palma der Ludoteca in Monica Zapata eine Aufführung präsentiert und andersrum.
In der kleinen Ludoteca in Ricardo Palma gibt es außerdem die Neuigkeit, dass wir auch, wie es schon in Monica Zapata gibt, einen Recycling-Spielplatz aus alten Reifen errichten wollen. Hierfür hat sich ein Team aus peruanischen Freiwilligen gebildet, die Architektur studieren und wir. Die Planung ist so gut wie fertig und diese Woche fangen wir an mit dem Sammeln der Reifen. Bei dem ganzen Projekt erwarten wir Unterstützung von den Anwohnern und einen großen Teil, wie zum Beispiel das Anmalen und Säubern der Reifen, werden wir mit den Kindern machen.
In der großen Ludoteca im Stadtteil Monica Zapata hat sich auch etwas gravierendes verändert. 60-70 Kinder kommen regelmäßig dorthin und bis letztes Jahr hatten wir von den Räumlichkeiten so viel Platz wie für 20-30 Kinder in der “kleinen Ludoteca” in Ricardo Palma. Daher konnten in Monica Zapata bisher nur die Gruppen der kleinsten drinnen arbeiten, der Rest musste sich unabhängig von den Aktivitäten draußen auf der großen Sandfäche aufhalten. Für Sportspiele und ähnliches war das ideal, aber Malen, Basteln, Brettspiele, Puzzlen usw. manchmal unmöglich. Durch Spenden wurde dann das Projekt eines Ludoteca-Anbaus in Monica Zapata gestartet. Innerhalb von zwei Tagen haben wir gemeinsam mit dem Vater dreier Kinder aus der Ludoteca den Betonboden gemacht. Für das Haus war dann Charlie, der Handwerker von CANAT zuständig. Seit Ende April, nach fast 3 Wochen Arbeit, war der Anbau fertig. Mit den Kindern haben wir den neuen Raum bereits eingeweiht und danach haben wir den Raum schön eingerichtet. Seit letzter Woche sind wir dabei den Anbau schön anzumalen und zu verzieren. Hier werden die Ideen der Kinder mit einbezogen und sie dürfen auch Hand anlegen.
Programm „Manitos Trabajando“: Bei allen Leuten als „Manitos“ bekannt
„Manitos Trabajando“ ist das Programm, was sich im Gegensatz zu „Manitos Jugando“ und „Manitos Creciendo“ am meisten verändert hat, da einige neue Ziele und Methoden aufgestellt wurden und sich das Arbeitsteam, außer einer Mitarbeiterin und dem Küchenteam auch verändert hat. Letztes Jahr war das Team größer und sehr eingespielt und hatte verfestigte Strukturen, so war auf jeden Fall mein Eindruck, als ich als „Neue“ ankam. Auch gab es eine Sportlehrerin und einen Musiklehrer und das Programm war deswegen weniger auf Initiative der Freiwilligen angewiesen. Dieses Jahr musste sich mit einer neuen Leitung und einem viel kleineren Team erstmal vieles einspielen und deswegen war es die ersten zwei Wochen noch etwas chaotisch. Neben dem Küchenteam und einem Hausmeister besteht „Manitos Trabajando“ nun nur noch aus drei festen Arbeiterinnen: Der neuen Leiterin und zwei Erzieherinnen für die Aulas, wo die Kinder ihre Hausaufgaben, Workshops und Projekte machen. Daher gibt es nun auch weniger Gruppen mit größeren Altersunterschieden. Nachmittags gibt es zwei Gruppen und vormittags gibt es nur noch eine Gruppe, in der Kinder und Jugendliche von 8 – 16 sind. Für uns Freiwillige haben sich durch den neuen Start aber auch neue Türen eröffnet: Lilith und ich leiten donnerstags nachmittags (deswegen bin ich dort nicht in der Ludoteca) einen Recycling-Kunst-Workshop in den zwei verschiedenen Aulas. Diese Zeit und auch die Vorbereitung (auch wenn sie sehr aufwendig ist) macht uns unglaublichen Spaß, weil wir unsere Ideen so wie wir wollen umsetzen können und auf uns selbst gestellt sind. Benedikt und Jannik sind am Dienstag für den Sportunterricht zuständig. Außerdem gibt es nun auch einen Theater-/Kinokurs und einen Literaturworkshop, bei dem die Kinder nach und nach an Literatur herangeführt werden. Außerdem gibt es vormittags eine abgesonderte Gruppe für Kinder und Jugendliche mit Lernschwierigkeiten. Diese Gruppen sind immer sehr überschaubar, damit auch so gut wie möglich auf jedes Kind eingegangen werden kann. In „Manitos“ arbeite ich auch weiterhin noch einen Morgen in der Küche mit Petito und Jean-Pierre, um für die ungefähr 70 Kinder am Tag zu kochen. Die Arbeitsatmosphäre finde ich sehr gut, weil ich mich dieses Jahr sehr ins Team integriert und nützlich fühle.
CREM – Die Psychatrie meines Herzens
In der Psychatrie „San Juan de Dios“ hat sich im neuen Jahr ebenfalls einiges verändert. Über die Sommerpause gab es viele Kündigungen und einige Neuanstellungen und andere Arbeitsaufteilungen. Die Gruppentherapie findet immer noch täglich von 9-12 Uhr statt. Durch den Umzug der Lokalität in das Tageszentrum haben wir nun drei verschiedene Aulas zur Verfügung und einen Raum für die Mitarbeiter und Psychologen, wo wir unsere Vorbereitungen treffen. In einer Aula finden unter Aufsicht von einer Psychologin, Teresa, Aufgaben zur Grob-/Feinmotorik, Konzentration und Ausdauer statt – hier malen wir, machen Handarbeiten und Kochen/Backen. In der zweiten Aula findet Musiktherapie und Theater statt, was von einer Musikerin und Erzieherin namens Karen geleitet wird – hier machen wir gemeinsam Musik, singen, tanzen, studieren Gedichte ein, üben kleine Theaterstücke ein oder machen Meditationen. In der dritten Aula geht es vor allem ums Nachdenken und Erinnern, diesen Kurs leiten Psychologiestudenten– hier werden Gesellschaftsspiele und Spiele zum Rätseln und Knobeln gespielt, manchmal werden auch Videos zu verschiedenen Themen angeschaut. Mittwochs machen wir gemeinsam Sport auf einem Sportplatz. Ich bin am Mittwochmorgen und am Freitagmorgen in der Psychatrie und gehe immer mit viel Spaß und Freude zu dieser Arbeit. Durch den Wechsel des Teams sind Lilith und ich nun auch viel mehr in das Team eingebunden als davor. Wir sind vor allem in den Aulas von Teresa und Karen und wirken unterstützend, obwohl wir auch bei den Umsetzungen, Ideenfindungen und Vorbereitungen gebraucht werden und helfen. Bei allen Patienten sind wir nun schon sehr bekannt und willkommen. Sie freuen sich immer sehr, wenn wir da sind. Zu allen Patienten habe ich auch eine sehr besondere und harmonische Beziehung. Sie sind mir alle richtig ans Herz gewachsen. Letzten Freitag gab es ein großes Muttertagsfest in der Psychatrie, wo wir mit den Patienten ein Lied mit Theaterpassagen und einen traditionellen Tanz eingeübt haben und vorgeführt haben.
Flora: Oma und Freundin in Einem
Flora geht es den Umständen entsprechend auch ganz gut. Hier und da hat sie Schmerzen am Knie und natürlich bedrückt sie es weiterhin, dass sie nicht mehr so aktiv sein kann wie vorher, aber sie ist und bleibt eine Kämpferseele und lässt sich nicht unterkriegen. Erst neulich wurden ihr nachts Klamotten und Geschirr geklaut, worüber sie sich, zu Recht, sehr aufgeregt hat, aber hat sie auch eingesehen, dass man jetzt nichts mehr daran ändern kann. Außerdem wurde ihr Schaf von ihren Neffen verkauft, da sie nicht mehr genug Ressourcen hatte um es zu füttern und zu pflegen und sich dann dazu entschieden hat, es lieber zu verkaufen um Geld für die Bildung ihrer Urenkel zu bekommen. Heute habe ich mit ihr aber einen Hausputz gemacht und Räume eingerichtet, da sie sich mehr Hühner und Enten wünscht. Nach und nach nehmen wir auch immer kleine Handwerkerarbeiten an ihrem Haus vor, also lässt sich sagen, dass sie immer noch Ideen, Wünsche und Spaß am Leben hat. Am Sonntag vor einer Woche haben wir, Lilith, Karolin (eine Freiwillige, die in einer peruanischen Familie lebt und durch uns zu CANAT kam) und ich, ein kleines Fest mit einem leckeren Picknick mit Gaby und Freunden veranstaltet, das hatte sie sich schon länger gewünscht und total darüber gefreut.
La Tortuga: Samstags heißt es ab an den Strand
Nach der Sommerpause hat es sich wieder so eingependelt, dass wir jeden Samstag nach La Tortuga fahren. Vor drei Wochen haben wir auch wieder in La Tortuga übernachtet und am Samstag am Strand mit den Kindern eine Feuerstelle gebaut und das Gericht „Pescado Sudado“ gekocht und auch Ceviche zubereitet und danach in einer großen Runde zusammen gegessen. An diesem Wochenende war ich auch das erste Mal im nahegelegenen Dorf „Islilla“, von wo man auf die „Isla Foca“ übersetzen kann. Die Isla Foca ist eine atemberaubende, kleine Insel, wo Pinguine, Seerobben und verschiedenste Vögel (eine Art hat blaue Füße) leben. Außerdem haben wir an diesem Wochenende Chiki, dem blinden Opa, die Haare geschnitten und eine neue Matratze gebracht, da er an Rückenschmerzen leidet. Sonst haben wir vor eineinhalb Monaten angefangen mit Mädchen und Jungs Fußball zu spielen (was hier normalerweise weniger akzeptiert wird, da Fußball als Männersport und Volleyball als Frauensport gilt). Erst haben wir angefangen Spiele unter Mädchen und separiert Spiele unter Jungs zu machen. Die nächste Stufe war, dass Mädchen gegen Jungs gespielt haben und letzte Woche haben wir es geschafft, dass es gemischte Teams gab und alle zufrieden waren. Trotzdem sind parallel manche Kinder die ganze Zeit über in der Ludoteca und machen Spiele, lesen und malen. Am Schluss machen wir immer einen gemeinsamen Abschluss und singen ein paar Lieder zusammen und essen Kekse oder etwas anderes Kleines. Vor zwei Wochen konnten wir morgens nicht an den Playa Lobo gehen, an den wir normalerweise immer mit den Kindern gehen, da es gerade so ist, dass das Meer jede zweite Woche total stark ist und flutet und in der Woche danach sehr ruhig und angenehm ist. Deswegen sind wir in dieser Woche an den Playa Roja mit der ganzen Gruppe gefahren. Dort muss man erst über einen Berg die Klippe runterlaufen, um an den Strand zu kommen. Chiki haben wir wie ein König auf einem Stuhl den Berg runtergetragen. Da es unten keinen Schatten gibt, haben wir aus Tüchern und Holzsäulen eine schöne Hütte gebaut, unter der alle Platz hatten. La Tortuga ist weiterhin eine Herzenssache und ich verspüre immer ein Glück am Leben, wenn ich das Dorf am Horizont erblicke.

2 Gedanken zu “Wie sich mein Alltag in meinem Projekt nach den Ferien verändert hat

  1. Hemma schreibt:

    Danke für den tollen Bericht und die schönen Bilder! Du hast ja jede Menge Arbeit!

    Ich freue mich, dass es Flora besser geht und dass Ihr ein so schönes Fest für sie ausgerichtet habt. Das Essen sieht ja sehr appetitlich aus.Du musst die Rezepte mitbringen
    und zu Hause auch mal danach kochen!
    Herzliche Grüße!
    Deine Oma Hemma

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